5. Der Nachfolger

Arthur ritt gen Norden, wo die Pikten sich anschickten ins Land der Kymrys einzufallen, zu plündern und zu morden. Es wurde in mancher Hinsicht eine
entscheidende Schlacht. Zusammen mit dem Schlachtenführer Howel vernichteten sie die Pikten, die völlig verstört und ohnmächtig angesichts der Uebermacht fast gänzlich aufgerieben wurden. An den sechzig Seen mit den sechzig Felsen belagerten sie die übrigen Pikten und hungerten sie aus. Als jene sich ergaben - ausgehungert, abgemagert und krank - erinnerte sich Arthur des jungen Bardens Worte und hatte plötzlich Mitleid mit die Pikten. Er gab ihnen die Freiheit und versprach ihnen im Falle der Not gegen die Lleogriens beizustehen und mit ihnen gegen den Feind zu kämpfen.Die Besiegten nahmen sein Angebot mit Freunde an und sogleich ging die Kunde durch das ganze Land, daß es zum ersten Mal in der britannischen Geschichte einem Kriegsherrn gelungen war, den Pikten Einhalt zu gebieten.
Die Kunde erreichte auch Emrys Gwledig, der - gealtert und des Kämpfens müde - den jungen Arthur zu sich berief. Arthur kam und zollte seinem König den nötigen Respekt. Am Emrys Seite stand ein Unbekannter, der Arthur aufforderte, seinem König gut zuzuhören.
Die Skoten hatten sich im Norden mit den Lloegriens verbündet und planten das Land der Kymrys zu überfallen. Emrys schlug alsdann Arthur als seinen Nachfolger vor, der unter der Beratung Myrddins die Kymrys in die Schlacht führen sollte. Da trat ein riesiger Krieger aus der Menge hervor. Es war Yrien, ein mächtiger Clanchef und er widersetzte sich Emrys Wahl, indem er sich als würdiger anbot als Arthur. Das war gleichzeitig eine Herausforderung zum Zweikampf, bis einer der Gegner tot zu Boden ging und den Sieger als Emrys Nachfolger bestimmte. Ein erbitterter und gnadenlos geführter Kampf entschied zu Arthurs Gunsten. Die Entscheidung war für den jungen Arthus gefallen und umso unstrittiger, da Yrien als einer der besten Kämpfer aller Zeiten gegolten und somit durch seine Niederlage Arthurs Stellung nur noch gefestigt hatte.
Arthur bekam keine Zeit sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen, da der Feind sich anschickte den Gwyned zu erobern und dadurch die Kymrys von ihren
Alliierten den Kernyws zu trennen. Das würde gleichsam das Ende beider Völker bedeuten.
An diesem Abend begegneten Arthur Myrddin zum ersten Mal bei vollem Bewußtsein und es war Myrddin, der am nächsten Morgen mit flammenden Worten die Kymrys in den Kampf schickte. Es war keine Schlacht, es war ein blutiges und erbarmungsloses Gemetzel. Alle kämpften ausnahmslos wie Furien, aber der junge Arthur übertraf alle. Er zog nicht allein in den Kampf, für ihn kämpften auch seine weisse Stute Llamrei, sein Messer Karnvenhan, seine Lanze Rongomynyat, sein Schild Wyneb Gwrthucher, sein geflochetenes Kettenhemd Gwenn und sein Schwert Kaletvwlch. Es heißt, daß an diesem Tag er allein mehr als 960 Männer im Kampf tötete. Als die Sonne am Abend unterging, fiel ihr Schein auf ein Desaster ohnegleichen.
Tausende von Toten, hunderte von zerstückelten Leibern und alle in einem Bad aus Blut. Arthur ritt bergan zu Emrys um ihm den Sieg mitzuteilen, als aus dem Tal von seinen Mitstreitern plötzlich wie aus einem Mund ein anhaltendes Sieges- und Ehrungsgeschrei zu ihm heraufdrang. "Amherawdyr", der Kayser, Herrscher über alle Könige und Clans, der Versammler aller Kymrys und Kernyws - der Mann, von dem das britannische Volk so lange geträumt, den sie solange erbeten hatten: Arthur.


Tod des Königs



Emrys kehrte auf seine Burg zurück, wo er kurz darauf starb. Zuvor jedoch hatte er Arthur und Myrddin zu sich gebeten und insbesondere Arthur das Versprechen abgenommen, so wie er selbst, solle auch Arthur fürderhin Myrddin als Freund und Berater annehmen. Arthur willige frohen Herzens ein.

Tags drauf wurde Emrys Totenfeier zelebriert. Er wurde im Fluß unweit Kaerillon gebadet. Am Abend brachte man ihn zu dem riesigen Scheiterhaufen, in voller Kriegsrüstung, mit den Gegenständen die er geliebt hatte, seinem Hund, seinem Pferd und seinem Stier, den er regelrecht vergöttert hatte. Myrddin erging sich in Lamentierungen und alle Anwesenden stimmten ein. Dann begannen die Zweikämpfe jener Krieger, die ihrem König in den Tod folgen wollten, wenn sie unter den Hieben des strärkeren Gegners fielen.
Es war Taliesin, der anschliessend die Grösse und die Glorie des verstorbenen Königs besang. Nach dem Abschluss der Totenfeier beteiligten sich alle Anwesenden an der Bedeckung des noch glimmenden Schieterhaufens mit Steinen und errichteten dadurch ein Denkmal für einen grossen Schlachtenführer.
Der König ist tot. es lebe der König.


*